Werkzeugbau muss neu gedacht werden

Die industrielle Fertigung verändert sich, denn Produkte werden zunehmend kundenindividueller und Losgrößen schrumpfen. An der Universität Siegen entwickelt man innovative Werkzeugkonzepte, um Bauteile flexibler, effizienter und ressourcenschonender produzieren zu können. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für weitere zwei Jahre gefördert.
Megatrends wie Individualisierung und nachhaltiges Wirtschaften führen zu einer steigenden Nachfrage nach Kleinserienfertigung und damit auch zu einer Transformation in der Fertigungstechnik. Die Umformtechnik steht vor der großen Herausforderung, diesem Wandel durch skalierbare und flexible Fertigungsverfahren und innovative Werkzeugkonzepte zu begegnen.
Seit 2023 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Forschungsprojekt an der Universität Siegen, das sich diesem Thema widmet. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel (Lehrstuhl für Umformtechnik) und Prof. Dr. Ulf Lorenz (Lehrstuhl für Technologiemanagement) erforscht interdisziplinär Methoden zur Flexibilisierung von Biegeverfahren. Nach einer erfolgreichen ersten Förderperiode startet das Projekt „Kinematisches werkzeuggebundenes Profilbiegen durch Transformer-Werkzeuge“ nun in die zweite Phase, die bis 2027 mit rund 568.000 Euro von der DFG gefördert wird.
Bisher eingesetzte starre, massive Umformwerkzeuge sind in ihrer Flexibilität hinsichtlich der realisierbaren Bauteilgeometrien eingeschränkt und nicht nachhaltig ausgelegt. Wie das Bauteil am Ende aussieht, ist in der statischen Werkzeugkontur vorgegeben. Diese Formbindung erfordert für jede neue Geometrie oft ein eigenes Werkzeug. Das ist kosten- und zeitintensiv.
Daraus ergibt sich die Anforderung, Umformwerkzeuge flexibler und skalierbarer zu gestalten. Der Werkzeugbau muss neu gedacht werden. Das Forschungsteam in Siegen entwickelt daher alternative Werkzeugkonzepte. Durch eine segmentierte, verstellbare Bauweise können Werkzeuge flexibilisiert werden, sodass mit einem Werkzeugsatz eine Vielzahl unterschiedlicher Bauteilgeometrien realisiert werden kann. Moderne algorithmische Ansätze, wie mathematische Strukturoptimierungsansätze, werden genutzt, um neue Designs und innovative Methoden in der Werkzeugkonstruktion zu erforschen und in der Ingenieurpraxis zu etablieren. Mit alternativen Werkzeugkonzepten können Bauteile künftig flexibler, effizienter und ressourcenschonender produziert werden, was Zeit, Material und Kosten spart. Die erste Förderphase des DFG-Projekts hat einen bedeutenden Schritt in Richtung anpassungsfähiger Fertigungsprozesse und zukunftsweisender Werkzeugkonzepte gemacht, der in der zweiten Phase weiter vorangetrieben werden soll.
Bei der technischen Umsetzung dieser neuartigen Werkzeuge eröffnet insbesondere der metallpulverbasierte 3D-Druck (additive Fertigung) völlig neue Möglichkeiten zur Funktionalisierung von Werkzeugen. Dieses Verfahren ermöglicht die Realisierung komplexer Geometrien für die Werkzeuge, die mit konventionellen Fertigungsmethoden nicht oder nur mit erheblichem Aufwand umsetzbar wären.
Neben den sogenannten Transformer-Werkzeugen erforscht der Lehrstuhl für Umformtechnik Siegen (UTS) weitere innovative Werkzeugkonzepte mit folgenden Schwerpunkten:
• Holzwerkzeuge
• 24h Werkzeuge (Werkzeuge aus Blechlamellen/geslicte Werkzeuge)
• Sekundärwerkzeuge (Circular-Werkzeuge)
Die langfristige Vision ist die Entwicklung hochflexibler „intelligenter Werkzeuge“, die mit Sensoren und Aktuatoren ausgestattet werden und in der Lage sind, Daten zu erfassen, sich automatisch an wechselnden Anforderungen anzupassen und eigenständig Verstellungen vorzunehmen. Dies führt zu hochflexiblen Fertigungsprozessen.
Weitere Informationen hier.

Segmentiertes, verstellbares Werkzeug für das Abrollbiegen.
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel (Lehrstuhl für Umformtechnik)
E-Mail: bernd.engel@uni-siegen.de
Tel.: 0271 740-2849
Prof. Dr. Ulf Lorenz (Lehrstuhl für Technologiemanagement)
E-Mail: ulf.lorenz@uni-siegen.de
Tel.: 0271 740-5026
Aktualisiert um 8:49 am 16. April 2025 von Thomas Reppel
Straßenbauabend an der Uni Siegen
Der Lehrstuhl Bau und Erhalt von Verkehrswegen und die Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in Nordrhein-Westfalen e. V. laden zum ersten Straßenbauabend an der Uni Siegen ein.
Termin ist Montag, der 28.04.2025 17:00 Uhr im Raum PB-B 018.
Das Programm bietet spannende Themen aus Regelwerk und Praxis. Sie sind eingeladen den Abend mit Fachkolleginnen und -kollegen bei Snacks und Getränken ausklingen zu lassen. Wir bitten um Anmeldung bis zum 21. April 2025 unter heike.voelkner@uni-siegen.de. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

Aktualisiert um 13:22 am 8. April 2025 von Thomas Reppel
Universität Siegen ZESS und der VDI Siegener Bezirksverein e.V. unterzeichneten am 25.03.2025 einen Kooperationsvertrag
Um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, fehlt es insbesondere in den technischen Disziplinen an Nachwuchs. Im Bildungs- und Ausbildungsbereich sind deshalb viele Akteure wie Unternehmen, IHKs, Universitäten, Hochschulen und Berufsverbände bemüht, diese Lücken zu schließen. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) unterstützt mit seinen etwa 130.000 Mitgliedern hier seit Jahren auch lokal Veranstaltungen zur Begeisterung junger Menschen – beginnend mit dem Vorschulalter – in den bundesweit über 50 VDIni-Clubs und den VDI Zukunftspiloten für die Mittel- und OberstufenschülerInnen. Zusätzliche Angebote sind u.a. die VDI-TecStatt mit rund 130 qm Experimentierfläche und die VDI-TechnoTheken in Kinder- und Jugendbibliotheken sowie das VDI-Lab in Augsburg.
Regional ist der VDI Siegener Bezirksverein e.V. mit seinen etwa 1200 Mitgliedern stark mit den lokalen Akteuren vernetzt. Die Unterstützungsangebote reichen von Veranstaltungen im Vorschulalter über die Mathematikolympiade bis zum IHK-Oberstufenpreis der Kreise Siegen und Olpe. Speziell zur Förderung von Talenten an der Universität Siegen stellt der VDI Siegener Bezirksverein e.V. seit 17 Jahren jährlich Geld für eines der Deutschlandstipendien zur Förderung sehr talentierter Studierender zur Verfügung. Außerdem werden jährlich die besten Bachelor- und Masterabschlüsse in den Ingenieurstudiengängen mit dem Förderpreis des VDI Siegener Bezirksverein e.V. prämiert. In diesem Jahr werden voraussichtlich wieder 4 Urkunden, die jeweils mit 1.000 € Preisgeld verbunden sind, bei einer feierlichen Ehrung übergeben.
Mit dem Kooperationsvertrag zwischen dem Zentrum für Sensorsysteme (ZESS) und dem VDI Siegener Bezirksverein e.V. wird das Unterstützungsangebot jetzt auf die nächste Bildungsstufe, die Doktorandinnen und Doktoranden, erweitert. Gegenstand des Vertrages ist die jährliche Unterstützung der wissenschaftlichen Kommunikation, des Austauschs über Fachgrenzen hinweg durch gemeinsame Vortragsveranstaltungen und andere Maßnahmen, für die der VDI Siegener Bezirksverein e.V. seine ehrenamtliche Unterstützung und Geld, zum Beispiel für Reisen zu Konferenzen oder Fachpublikationen, zur Verfügung stellt. Ziel ist es, die Mitglieder des VDI Siegener Bezirksverein e.V. stärker mit dem ZESS zu vernetzen.

Aktualisiert um 13:04 am 2. April 2025 von Thomas Reppel