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3D Bildgebung der Zukunft

Dr. Andreas Bablich

Schneller und präziser: Wissenschaftler der Universität Siegen arbeiten im Projekt ULTRA-SENSE 3D an Kamerasystemen auf der Basis von Sensoren aus amorphem Silizium.

Ob in der Automobilindustrie, der Medizintechnik, in Sicherheitssystemen oder in Smartphones: 3D-Kameras finden immer größere Verbreitung und Verwendungsmöglichkeiten. Eine Technologie, die sich rasant weiterentwickelt. Als zukunftsorientiertes Thema mit hoher gesellschaftlicher Relevanz ist die notwendige Sensorik ein zentrales Forschungsgebiet des Lehrstuhls „Graphen-basierte Nanotechnologie“ und des Lehrstuhls „Höchstfrequenztechnik und Quantenelektronik“ an der Universität Siegen.

Ein Verfahren, das sich wegen seiner Benutzerfreundlichkeit bei 3D-Kamerasystemen immer mehr durchsetzt, ist das Laufzeitverfahren (Time-of-Flight, ToF). Dabei können aus der Zeitdifferenz zwischen einem ausgesendeten und dem vom Objekt reflektierten Lichtimpuls genaue Entfernungen bestimmt und somit Bilder mit räumlicher Tiefe produziert werden. Allerdings benötigt die vergleichsweise aufwendige ToF-Sensorik relativ viel Chipfläche, ist somit teuer, und für mögliche Anwendungsfelder mit hohem Integrationsgrad begrenzt. Der Integrationsgrad bezeichnet dabei die absolute Anzahl lichtempfindlicher Sensoren auf einem Mikrochip.

Wissenschaftler der Universität Siegen arbeiten in dem neuen Forschungsprojekt „ULTRA-SENSE 3D“ an neuartigen, hochpräzisen und leistungsstarken 3D-Kamerasystemen basierend auf der Focus-Induced Photoresponse (FIP). „FIP ist eine recht neuartige Technologie, deren Grundstein durch intensive Forschungsaktivitäten bei uns am ZESS, dem Zentrum für Sensorsysteme der Universität Siegen, gelegt wurde“, erklärt Dr. Andreas Bablich, der gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Haring Bolívar das Projekt leitet. Die Forschung soll sich nun auf die Leistungspotentiale von 3D-fähigen FIP-Sensoren auf Basis von amorphem Silizium konzentrieren. „Es freut mich, in einem solchen Projekt die enge und befruchtende Zusammenarbeit von Grundlagenforschung und Innovationsimpulsen für die industrielle Umsetzung demonstrieren zu können“, konstatiert Prof. Dr. Peter Haring Bolívar. ULTRA-SENSE 3D wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit knapp einer dreiviertel Million Euro für drei Jahre gefördert. Für Dr. Andreas Bablich ist der Erfolg seines Erstantrags ein wichtiger Meilenstein in der Forscherkarriere. Die DFG unterstützt mit ihrer Förderung ausdrücklich den Forschernachwuchs.

FIP-Sensoren können weitaus empfindlicher als aktuelle Konzepte hochpräzise Tiefeninformationen über große Distanzen in nur einem Bildpunkt identifizieren. Denn beim FIP-Effekt wird nicht nur die Menge des einfallenden Lichts vom Sensor gemessen, sondern auch die Größe des Lichtflecks, was exakte Messungen von Entfernungen in Echtzeit ermöglicht und das auch dann, wenn das Umgebungslicht nicht besonders gut ist. „Allerdings sind die Auslesegeschwindigkeiten und Empfindlichkeiten aktueller FIP-Detektoren basierend auf organischen oder bleihaltigen Materialien massiv eingeschränkt“, erklärt Dr. Andreas Bablich weiter. In dem neuen Ansatz wurden daher in der Siegener Arbeitsgruppe FIP-Sensoren auf Basis amorphen Siliziums (a-Si:H) entwickelt, die aktuell einen, verglichen zum Stand der Technik, um etwa zwei Größenordnungen schnelleren, sensitiveren und steuerbaren FIP-Effekt aufweisen. Das aktive Material, amorphes Silizium, wird dünn und bei niedrigen Temperaturen auf einem Chip aufgebracht. Man spricht im technischen Zusammenhang auch vom Aufwachsen des Siliziums auf der Chipoberfläche. Typische Schichtdicken liegen hierbei im Bereich von 10 Nanometer bis 1.5 Mikrometer, wobei letzteres circa einem Hundertstel Teil des Durchmessers eines menschlichen Haares entspricht. „Die Sensorkonzepte entwickeln, optimieren und charakterisieren wir nicht nur am Lehrstuhl, sondern stellen die Sensoren auch im jetzigen Reinraum der Universität selbst her. Weiterhin werden wir die technologische Umsetzung dieser und weiterer spannender Forschungsthemen im entstehenden INCYTE-Forschungsgebäude am Campus Adolf-Reichwein-Straße weiter vorantreiben und intensivieren.“

Die Siegener Wissenschaftler haben neben der Sensorik außerdem ein neuartiges Auslesekonzept konzipiert, so dass Bildraten integrierter 3D-Kameras erheblich gesteigert und Rauscheinflüsse reduziert werden könnten. Dr. Bablich: „Erste Abstandsmessungen wurden bereits erfolgreich durchgeführt und die erzielten Auflösungen im Bereich von etwa 500 Mikrometern zeigen erhebliche Potentiale, das Verfahren der FIP-Detektion deutlich zu verbessern.“ Ein mögliches zukunftsorientiertes Anwendungsfeld sehen die Forscher bei der hochempfindlichen 3D-Szenenerkennung zum Beispiel in der Sicherheitstechnik oder in industriellen Qualitätskontrollen.

Bablich Reinraum

Dr. Andreas Bablich bei der Arbeit im Reinraum. (Foto: Heiner Manderbach)

Aktualisiert um 11:19 am 26. April 2023 von g040107

Gratulation zum Dienstjubiläum

Am 13. April feierte Herr Prof. Dr. Bernd Engel sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Der Dekan übergab ihm die Urkunde in einem persönlichen Treffen im Dekanat. Er dankte Prof. Engel im Namen der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät für seine Lehr- und Forschungstätigkeiten als Professor für Umformtechnik. Die zahlreichen Forschungsprojekte und das Forum „Biegen in Siegen“ haben die Arbeitsgruppe, die im Department Maschinenbau angesiedelt ist, national und international bekannt gemacht. Zudem sei sein Wirken im Automotive Center Südwestfalen (ACS) in Attendorn besonders hervorzuheben.

Aktualisiert um 11:19 am 25. April 2023 von g040107

Jahresfeier 2023

Die Absolvent:innen, Mitarbeitenden und Studierenden der Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät der Universität Siegen freuen sich auf den 26.05.2023. An diesem Tag findet die akademische Jahresfeier der NT-Fakultät statt. Am Nachmittag ab 14 Uhr feiern wir die erfolgreichen Studienabschlüsse, Promotionen und Habilitationen im Apollo-Theater in Siegen.

Neben der Übergabe der Urkunden werden verschiedene Preise verliehen. Im Detail sind es der NT-Forschungspreis, der NT-Nachwuchslehrpreis und der IT-Preis der Krombacher Brauerei. Der diesjährige Festvortrag wird gehalten von Prof. Dr. Michael Möller aus dem Department Elektrotechnik und Informatik. Der Titel lautet „Künstliche Intelligenz und maschinelles Sehen“. Das komplette Programm finden Sie hier.

Eine Anmeldung ist unter folgendem Link möglich: eveeno.com/141217500

Wir freuen uns auf einen festlichen Nachmittag!

Aktualisiert um 15:25 am 24. April 2023 von Thomas Reppel

Erster internationaler Student im Mathe-Master

Prof. Dr. Rob van Stee (rechts) begrüßt Mahdi Sultani an der Universität Siegen. Der Afghane möchte hier seinen Master in Mathematik machen.

Ein Jahr wartete Muhammad Mahdi Sultani aus Afghanistan auf sein Visum. Jetzt kann er sich mit dem Studium in Siegen einen Traum erfüllen.

Prof. Dr. Rob van Stee begrüßt seinen neuen Studenten mit Handschlag. Der Internationale Masterstudiengang Mathematik an der Universität Siegen ist klein. Da kennt man sich ohnehin schnell persönlich. Aber Muhammad Mahdi Sultani ist jemand Besonderes: Er ist der erste ausländische Studierende, der den noch jungen Studiengang absolviert. Seit dem Wintersemester 2021 wird der Master Mathematik an der Uni Siegen in englischer Sprache angeboten. „Bisher hatten wir aber nur deutsche Studierende“, erklärt Dr. van Stee. „Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir mit Mahdi Sultani einen begabten Bewerber aus dem Ausland annehmen konnten.“

Mahdi Sultani kommt aus Afghanistan. Seinen Werdegang umreißt er in kurzen Worten. In dem kriegs- und krisengeschüttelten Land gibt es keine geradlinigen Bildungsbiografien, keine einfachen Perspektiven, keine freie Berufswahl. Nach den Mathematikstudium in Kabul ging Sultani 2015 an die South Asian University nach Delhi, Indien. 2017 kam er nach Afghanistan zurück und unterrichtete Mathematik an der Universität von Kabul. Er wollte mehr lernen. „Die angewandte Mathematik und die Arbeit mit dem Computer hat mich immer interessiert“, erzählt er. Als die Taliban die Macht ergriffen, wurde es für Sultani an der Universität schwierig. „Mathematik interessiert die Taliban nicht.“ Er soll etwas anderes unterrichten, sich eher um Religion kümmern.

Sultani verlässt die Universität, arbeitet stattdessen im Restaurant und spart Geld. Er durchforstet die Seiten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und stößt dort auf den Masterstudiengang Mathematik an der Universität Siegen. Er bewirbt sich, wird angenommen, bekommt aber kein Visum. Ein Jahr dauert es, bis er die entsprechenden Unterlagen hat und nach Deutschland einreisen darf. Prof. Rob van Stee und das International Office der Uni Siegen haben Mahdi Sultani bei dem gesamten Prozess begleitet, eine Unterkunft vermittelt und ihn vor Ort empfangen. „Wir haben weitere Bewerber aus dem Ausland für unseren Studiengang, die auch noch auf ein Visum warten“, so Prof. van Stee. „Da muss man geduldig und hartnäckig bleiben.“

Der junge Afghane fühlt sich wohl in Siegen. Er versucht, schnell Deutsch zu lernen und hat schon nach kurzer Zeit einen Job in einem Restaurant in der City Galerie. Er freut sich auf sein erstes Semester. Das, was der Masterstudiengang Mathematik biete, sei das, was er immer machen wollte: wissenschaftlich arbeiten, aber auch Fähigkeiten erwerben, mit denen man sich als Mathematiker für Aufgaben in der Wirtschaft und Industrie qualifiziert.

Mahdi Sultani ist hochmotiviert und voller Tatendrang. Dank seines Ersparten und des Nebenjobs werde er finanziell klarkommen, versichert er. Eine Förderung oder ein Stipendium hat Sultani nicht. Den Gedanken nach Afghanistan zurückzukehren, schiebt er erst einmal weit weg. Für sein Land, für die Menschen würde er gerne arbeiten. Aber nicht solange die Taliban an der Macht seien. Das Studium in Siegen biete ihm eine große Chance. „Ein Traum im richtigen Leben“, sagt er lachend.

Aktualisiert um 11:23 am 19. April 2023 von Thomas Reppel

Automatisch zur Prozesskette: Wie ein 3D-Drucker für Autoteile

Wissenschaftler der Uni Siegen entwickeln eine neuartige Fertigungszelle für Blechbauteile von Fahrzeugen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und flexiblen Fertigungsverfahren sollen darin spezielle Karosserieteile in Kleinserie profitabel hergestellt werden.

Die Individualisierung ist ein gesellschaftlicher Megatrend, der auch vor der Autoindustrie nicht haltmacht: Immer mehr Fahrzeug-Modelle stehen zur Auswahl, immer mehr Elemente sind veränderbar. Von zahllosen Details der Innenausstattung über Motorspezifikation bis hin zur Getriebeart können sich Kunden ihren Neuwagen heute individuell zusammenstellen. Für jedes Modell stehen Tausende von Kombinationen zur Verfügung. Das hat massive Auswirkungen auf die Produktion: Zulieferer müssen Bauteile in viel mehr Varianten herstellen als noch vor einigen Jahren – gleichzeitig sinken die geforderten Stückzahlen. Doch wie können die Unternehmen angesichts dieser Anforderungen trotzdem noch profitabel produzieren? Wissenschaftler der Universität Siegen entwickeln dazu eine neuartige Fertigungszelle für Karosserie-Bauteile: Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und flexiblen Fertigungsverfahren sollen darin individualisierte Blechbauteile rentabel hergestellt werden.

„Wir brechen die traditionelle feste Fertigungskette im Karosseriebau auf“, sagt Prof. Dr.-Ing. Martin Manns vom Siegener Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Montage (FAMS). Das innovative Projekt, an dem ein weiterer Lehrstuhl und eine Forschungsgruppe der Universität sowie verschiedene Industrie-Partner beteiligt sind, wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit insgesamt rund 7,6 Mio. Euro gefördert. Es ist im Januar 2023 angelaufen. Das Ziel ist, die Herstellungskosten für neue, geometrisch unterschiedliche Karosserie-Varianten zu senken und die Produktion der entsprechenden Bauteile für mittelständische Zulieferer attraktiv zu machen: „Damit stärken wir den Produktionsstandort Deutschland“, sagt Prof. Dr. Bernd Engel vom Lehrstuhl für Umformtechnik (UTS).

Im Labor des Lehrstuhls für Umformtechnik wird für das Vorhaben hochmoderne Technik aufgebaut: Maschinen wie ein Schweißapparat, eine Presse oder eine Schwenkbiegemaschine werden miteinander verknüpft und von autonomen, mobilen Robotern gesteuert. Die automatisierte Fertigungszelle soll Facharbeiter*innen in der Produktion aber nicht ersetzen, versichert Prof. Manns: „Fachkräfte werden auch in Zukunft gebraucht. Sie werden in der Zelle kollaborativ mit Robotern zusammenarbeiten.“ Als Laie könne man sich die Zelle wie eine Art großen 3D-Drucker für Automobil-Bauteile vorstellen, beschreibt Prof. Engel: „Zunächst geben wir alle relevanten Daten des gewünschten Bauteils ein – zum Beispiel CAD-Daten, Material-Informationen oder die geforderte Stückzahl. Ein Prozessgenerator berechnet dann mit Hilfe künstlicher Intelligenz, wie das Bauteil am günstigsten in der Zelle gefertigt werden kann.“

Auch der Fertigungsprozess selbst verläuft in der Zelle anders als bei der herkömmlichen Folgeverbundfertigung: Statt festgelegter und aufeinander aufbauender Fertigungsschritte werden die Blechbauteile innerhalb der Zelle flexibel umgeformt, geschweißt und gefügt – bisher getrennte Arbeitsschritte werden dabei gemischt und neu miteinander gekoppelt. „Das setzt eine intelligente Verknüpfung durch den Prozessgenerator voraus“, erklärt Prof. Engel. Im Rahmen des Projektes möchte das Team untersuchen, für welche Art von Bauteilen diese flexible Produktionsweise funktioniert: „Unser Ziel ist es, ein Spektrum von Karosserie-Teilen zu erschließen, die sich so herstellen lassen. Dabei müssen wir selbstverständlich auch die Qualität der fertigen Teile genau im Blick behalten. Wir sind aber zuversichtlich, den Anforderungen gerecht werden zu können“, sagt Prof. Manns.

In dem Projekt fließen Forschungsergebnisse und -Erkenntnisse der drei Siegener Lehrstühle aus den vergangenen Jahren zusammen: aus den Bereichen der künstlichen Intelligenz, der Flexibilisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen sowie aus dem 3D-Metalldruck. „Aus der Einzelforschung gehen wir jetzt in den Verbund, auch deshalb hat das Projekt für uns eine große Bedeutung“, sagt Prof. Engel.

Hintergrund:
Am Projekt SkaLaB („Skalierbares Center für die Herstellung von Karosseriebauteilen aus Blech“) sind seitens der Universität Siegen der „Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Montage“ (Prof. Dr.-Ing. Martin Manns), der „Lehrstuhl für Umformtechnik“ (Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel) sowie die Forschungsgruppe „(Menschenzentrierte) Cyber-Physische Systeme“ (Prof. Dr. Thomas Ludwig) beteiligt. Sie erhalten für das Projekt zusammen Fördermittel in Höhe von rund 1,8 Mio. Euro. Darüber hinaus sind verschiedene Industriepartner mit im Boot: Die VIA Consult GmbH aus Olpe, die Franz Hof GmbH aus Haiger, die HMT Heldener Metalltechnik GmbH aus Attendorn, die voestalpine Automotive Components Dettingen GmbH & Co. KG, die TWT GmbH Science & Innovation und die MPA Technology GmbH aus Burbach. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Engel (Lehrstuhl für Umformtechnik)
Tel.: 0271 740 2849
E-Mail: bernd.engel@uni-siegen.de

Skalab_3Von links nach rechts: Peter Frohn-Sörensen, Michael Schiller, Marco Fries, Jun.-Prof. Dr. Thomas Ludwig, Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel,  Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Manns vom SkalaB-Team.

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Aktualisiert um 13:12 am 14. April 2023 von g040107

Millionenförderung für Siegener KI-Forschungsprojekt

Das Land NRW fördert die industrielle Transformation in Südwestfalen. 3,75 Millionen Euro stehen für das Forschungsprojekt „Cyber Production Management Lab“ zur Verfügung, gearbeitet wird an einem wegweisenden Ansatz für einen ganzheitlichen Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Produktion.

Digitale Transformation, ressourcen- und klimaschonende Produktion und demografischer Wandel stellen produzierende Unternehmen vor große Herausforderungen. Künstliche Intelligenz kann einen wichtigen Beitrag leisten, damit Industrieunternehmen auch künftig wettbewerbsfähig bleiben. Auf dem „Campus Buschhütten“ in Kreuztal entsteht derzeit mit Unterstützung der Landesregierung ein Entwicklungs- und Experimentierraum, in dem Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam an passgenauen Lösungen arbeiten: das Cyber Production Management Lab. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur überreichte nun Förderbescheide über insgesamt 3,75 Millionen Euro an ein Konsortium aus den Universitäten Siegen und RWTH Aachen sowie den Unternehmen Achenbach Buschhütten, Heuel & Löher, Innofarming und SDFS Smarte Demonstrationsfabrik Siegen.

Ministerin Neubaur: „Ressourcen- und klimaschonende Produktionsprozesse sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. CO2-Emissionen reduzieren, nach dem Kreislaufprinzip arbeiten und die Energie- und Ressourceneffizienz in der Produktion erhöhen – das steigert nicht nur die ökologische, sondern auch die ökonomische Nachhaltigkeit, sichert Arbeitsplätze und stärkt den wichtigen Industriestandort Südwestfalen. Die Digitalisierung der Produktion und Künstliche Intelligenz können einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige und emissionsarme Industrie liefern. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Cyber Production Management Lab einen leistungsstarken Hub für die Digitalisierung von Unternehmen und die Aus- und Weiterbildung hochqualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen können.“

Das Forschungsprojekt ist an der Universität Siegen bei der Professur für International Production Engineering and Management (IPEM) angesiedelt. Im Mittelpunkt steht der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktion in einem ganzheitlichen Ansatz. „Zusammen mit einem qualifizierten Projektteam aus Wissenschaft, Lehre und Industrie stellt sich der Lehrstuhl den aktuellen und künftigen Kernherausforderungen in der industriellen Fertigung“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Peter Burggräf.

Das Konsortium will ermitteln, in welchen Prozessschritten sich der KI-Einsatz besonders lohnt, und dieses Wissen dann im realen Produktionsbetrieb der Demonstrationsfabrik Campus Buschhütten anwenden. Die Produktionsszenarien werden dazu in vier themenspezifische Einheiten, so genannte Micro Labs, unterteilt. In diesen werden aktuelle und zukünftige Trends der Industrie in den Bereichen Metallverarbeitung, Additive Fertigung, Intralogistik und Lebensmittelherstellung erforscht .„Wir freuen uns darüber, mit der Förderung nachhaltige und langfristige Lösungen entwickeln zu können, um Künstliche Intelligenz in die reale Produktion zu integrieren“, sagt Prof. Burggräf.

Unter dem Schwerpunkt Cyber Production Management forscht der Lehrstuhl bereits seit seiner Gründung an dem Einsatz und der erleichterten Implementierung von Künstlicher Intelligenz in der Produktion und bietet zudem einen realen Produktionsbetrieb für die Erprobung der Forschungsthemen. Als Bindeglied zwischen Industrie und Forschung in Südwestfalen ist er die ideale Umgebung für das Cyber Production Management Lab, das verschiedenste Forschungsthemen zu aktuellen und zukünftigen Trends im gemeinsamen Austausch mit Wirtschaft und Industrie behandeln wird. 

Der immer schneller voranschreitende technische Fortschritt, der demografische Wandel sowie die Reduzierung der CO2-Emissionen stellen produzierende Unternehmen vor große Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, müssen sie Produktions-, Logistik- und Organisationsprozesse ressourceneffizient und kreislauforientiert und zudem unter Einsatz der neuesten Technologien gestalten. Neben der Schaffung einer geeigneten digitalen Infrastruktur, sind es vor allem die Integration von KI und der neue Mobilfunkstandard 5G, die in der heimischen Produktion umgesetzt werden müssen. Nur mithilfe von KI und der Übertragung großer Datenmengen in Echtzeit können die zunehmend komplexeren Aufgaben wie die Zusammenarbeit von Menschen und Robotern in der Industrie 4.0 oder die Kommunikation von Fahrzeugen und Verkehrssystemen beim autonomen Fahren bewältigt werden. „Um hier nicht den internationalen Anschluss zu verlieren und auch technologisch souverän zu bleiben, ist die frühe und intensive Auseinandersetzung mit diesen Themenstellungen unabdingbar für den Industriestandort NRW“, erklärt Prof. Burggräf.

„Während viel Arbeit in die Verbesserung von Algorithmen und deren Erprobungen gesteckt wird, fehlt vielerorts ein integrativer, ganzheitlicher Blick auf eine mögliche Einführung von KI in den Produktionsbetrieb“, sagt Fabian Steinberg, Geschäftsführer SDFS Smarte Demonstrationsfabrik Siegen. Der Ansatz des Cyber Production Management Labs zeigt diese ganzheitliche Verknüpfung anhand realer Anwendungsfälle. Betrachtet wird eine durchgängige Produktionsumgebung mit Produktionsszenarien, die technologieübergreifend miteinander vernetzt werden, um somit die Praxistauglichkeit über den gesamten Prozess hinweg zu demonstrieren. 

foerderung_cpmlIn Düsseldorf überreichte Ministerin Mona Neubaur die Förderbesscheide. Zu sehen sind (von links): Axel Barten und Dr. Gabriele Barten (Achenbach Buschhütten), Mona Neubaur (Wirtschafts- und Klimaschutzministerin des Landes Nordrhein-Westfalen), Prof. Dr. Peter Burggräf (Universität Siegen) und Fabian Steinberg (Smarte Demonstrationsfabrik Siegen). Foto: MWIKE NRW

Aktualisiert um 13:07 am 14. April 2023 von g040107

Nachruf auf Prof. Dr. Fritz W. Bopp

Fritz W. Bopp wurde 1945 in Hechingen geboren. Er studierte Physik an der Universität München, an der University of Arizona und der University of Illinois. Dort promovierte er im Jahre 1973. Nach wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universitäten in Bielefeld und Siegen habilitierte er sich 1978 in Siegen, wo er seit 1983 Professor ist. Er unternahm zahlreiche, manchmal längere Forschungsaufenthalte an den Forschungszentren CERN in Genf, am LAPP in Annecy und dem LPTHE in Orsay und den Universitäten Leipzig und Houston. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Phänomenologie der Elementarteilchen. Damit trug er auch zu Monte Carlo Modellen zur Beschreibung der Propagation kosmischer Strahlung in der Atmosphäre bei.

Er beschäftigte sich aber auch mit Problemen der Quantenmechanik und speziellen quanten-statistischen Effekten dieser Theorie. Daneben arbeitete er auf dem Gebiet der Vielteilchenproduktion in einem Dual-Parton Model auch unter Berücksichtigung der Resultate der Schwerionenwechselwirkungen aus Daten des Large Hadron Colliders am CERN, und weiteren Gebieten der Teilchenproduktion in Hadron-Hadron Wechselwirkungen. Neben seinen Vorlesungen zur theoretischen Physik schrieb er aus seinem Arbeitsgebiet ein Buch über Kerne, Hadronen und Elementarteilchen bei Springer, das er auch selbst ins Englische übersetzte. In seiner aktiven Zeit war Fritz Bopp im Institut immer sehr präsent, viele Mitglieder der Theoretischen Teilchenphysik erinnern sich gerne an die Diskussionen mit ihm über die verschiedensten, manchmal auch skurrile Themen. Fritz W. Bopp starb nach längerer Krankheit im März 2023 in Siegen, wir werden ihn in als Freund uns Kollegen vermissen.

Thomas Mannel

Claus Grupen

Aktualisiert um 14:42 am 12. April 2023 von g040107