Neues DFG-Schwerpunktprogramm unter Siegener Leitung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet ab 2023 acht neue Schwerpunktprogramme ein. Einer dieser überregionalen und interdisziplinären Forschungs-Verbünde wird von Prof. Dr. Hans Merzendorfer vom Institut für Biologie der Universität Siegen geleitet.
Die Substanz „Chitin“ ist vielen Menschen von Insekten-Panzern oder aus der Pilzwelt bekannt. Das Bio-Polymer ist in der Natur weit verbreitet und besitzt zahlreiche Eigenschaften, die es für medizinische Anwendungen interessant machen – zum Beispiel für die Nachbildung von Organen oder als Trägermaterial für Medikamente. Das Problem: Unser Immunsystem erkennt Chitin als Fremdstoff und löst eine Abwehrreaktion aus. Wie man Chitin chemisch so verändern kann, dass es vom Körper akzeptiert wird und künftig in der Medizin eingesetzt werden kann, erforschen WissenschaftlerInnen ab dem kommenden Jahr in einem neuen Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Geleitet wird der Verbund von Prof. Dr. Hans Merzendorfer vom Institut für Biologie der Universität Siegen. Es handelt sich um eines von acht Schwerpunktprogrammen, die zunächst für drei Jahre mit insgesamt rund 53 Millionen Euro gefördert werden.
„Ich freue mich sehr über diesen Erfolg. Das ist eine tolle Chance, dieses sehr spannende Forschungsgebiet gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen verschiedener Disziplinen und Universitäten in den nächsten Jahren deutlich voranzubringen“, sagt Prof. Merzendorfer. Er beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Chitin und dessen besonderen Eigenschaften: „Chitin ist chemisch leicht veränderbar, es wirkt antibakteriell und ist extrem reißfest sowie wärmeisolierend, um nur ein paar dieser positiven Eigenschaften zu nennen. Die Wissenschaft forscht schon sehr lange und intensiv daran, wie es unter anderem in der Medizin genutzt werden könnte.“ Unter dem Titel „CodeChi – Chitin, Chitosan und Chito-Oligosaccharide und ihre Interaktion mit Proteinen der extrazellulären Matrix und zellulärer Signalwege“ soll diese Forschung nun in dem neuen DFG-Schwerpunktprogramm ausgebaut und in eine neue Ära geführt werden.
In mehreren Einzelprojekten werden sich WissenschaftlerInnen mit den unterschiedlichsten Fragestellungen rund um das Bio-Polymer beschäftigen. Ihre Erkenntnisse sollen dazu beitragen, den Code zu entschlüsseln, der den Aufbau von Chitin bestimmt, erklärt Prof. Merzendorfer: „Wir wissen bisher noch nicht genau, wie Chitin von der Natur erzeugt wird. Aber wir beobachten, dass die Feinstruktur des Polymers ein bestimmtes, chemisches Muster enthält.“ Dieses Muster ist offenbar dafür verantwortlich, dass Chitin vom menschlichen Körper als Fremdstoff bekämpft wird: Bestimmte Rezeptoren unseres Immunsystems erkennen das Muster und lösen eine Abwehrreaktion aus. „Würde es uns gelingen, das chemische Muster so zu verändern, dass es vom Immunsystem nicht erkannt wird, könnten wir diese Reaktion verhindern“, sagt Merzendorfer.
Um Aufbau und Struktur von Chitin zu ergründen und es durch chemische Synthese zukünftig auch für die Medizin nutzbar zu machen, werden unter dem Dach des neuen Schwerpunktprogramms verschiedene Disziplinen zusammengeführt: Dazu gehören neben der Biologie und der Chemie unter anderem die Immunologie sowie die Material- und Pflanzenwissenschaften. WissenschaftlerInnen aus diesen Bereichen können bei der DFG Forschungsprojekte beantragen, die zum Oberthema des Programms passen. Die Aufgabe von Prof. Dr. Hans Merzendorfer und seinem Team ist es, passende Projekte und Arbeitsgruppen zu identifizieren und den Forschungsverbund zu koordinieren. Gleichzeitig sollen im Rahmen des Schwerpunktprogramms auch seine eigenen Forschungsprojekte umgesetzt werden. „Aus einem solchen Programm und der damit verbundenen wissenschaftlichen Kooperation lässt sich ein enormer fachlicher Mehrwert ziehen. So eine Chance bekommt man als Wissenschaftler nur sehr selten“, freut sich der Biologe.
Hintergrund:
Die acht neuen Schwerpunktprogramme waren vom Senat der DFG aus 29 eingereichten Initiativen der unterschiedlichsten Fachbereiche ausgewählt worden. In den Programmen sollen laut DFG wissenschaftliche Grundlagen besonders aktueller oder sich gerade bildender Forschungsgebiete untersucht werden. Die Programme zeichnen sich dabei durch den Einsatz innovativer Methoden aus. Sie werden insgesamt sechs Jahre lang gefördert, aufgeteilt in zwei Förderperioden von jeweils drei Jahren.
Mehr Infos finden Sie hier.
Kontakt:
Prof. Dr. Hans Merzendorfer
(Department ChemieBiologie, Universität Siegen)
E-Mail: hans.merzendorfer@ uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 3917
Aktualisiert um 9:12 am 30. März 2022 von Thomas Reppel
Die Fakultät IV auf Instagram
Demnächst startet der offizielle Instagram-Kanal der naturwissenschaftlich-technischen Fakultät. Auf dem Kanal können sich Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern und alle Interessierte über Studienangebote, spannende Forschungsthemen und Aktivitäten der Fakultät informieren. Der Kanal ist bereits eingerichtet.
Aktualisiert um 11:12 am 25. März 2022 von Thomas Reppel
10. Siegener Bautag 2022
Neue Mobilität, Stadt- und Verkehrsplanung
Realisierte Mobilität ist realisierte Beweglichkeit, ist die Befriedigung von Bedürfnissen durch Raumveränderung. Verkehr ist das Instrument, das man dann für die konkrete Umsetzung der Mobilität benötigt. Für die Qualität des Lebens im städtischen, wie im ländlichen Raum ist die Mobilität von großer Bedeutung. Bisher steht Mobilität jedoch auch für hohe Verkehrsbelastung, schlechte CO2-Werte, Lärmbelästigung und Platzmangel.
Durch wachsende Einwohnerzahlen und zunehmender Verkehrslast stoßen die aktuellen Verkehrskonzepte bereits an ihre Grenzen.
Wie kann man Mobilität in der Zukunft umweltfreundlicher gestalten, mit höherer Lebensqualität in Einklang bringen?
Die Verkehrswende mit einer sich verändernden Mobilität ist sowohl für das Department Bauingenieurwesen, wie auch das Department Architektur ein sehr relevantes Thema. Die Planung auf der einen, die Umsetzung auf der anderen Seite gibt so der städtebaulichen Entwicklung viel Möglichkeit zur Innenentwicklung von Plätzen und großen Straßenschluchten. Daher ist dieses Thema „Neue Mobilität, Stadt- und Verkehrsplanung“ geradezu geschaffen für eine Netzwerkveranstaltung in der Region, und ist sichtbare Plattform der Nähe zwischen den Departments Architektur und Bauingenieurwesen.
Der Siegener Bautag ist eine Veranstaltung der Universität Siegen, unterstützt durch den Förderverein für Architektur und Bauingenieurwesen. In diesem Förderverein sind neben den beiden Departments auch Institutionen, Firmen sowie Privatpersonen engagiert, um den Mitgliedern eine gemeinsame Plattform zum Informationsaustausch zu bieten und die Hochschule in ihren Aktivitäten zu unterstützen. Auch die Kopplung von Studium, Lehre und Forschung mit der Industrie sowie der wissenschaftliche Austausch liegen uns am Herzen.
Prof. Dipl.-Ing. Horst Görg, Department Bauingenieurwesen, Tagungsleitung
Dipl.-Ing. Dietmar Winkel, 1. Vorsitzender des Fördervereins
Tagungsprogramm
- 08.30 Uhr
Begrüßung
Dipl.-Ing. Dietmar Winkel, 1. Vorsitzender des Fördervereins
Prof. Dr.-Ing. Horst Görg, Department Bauingenieurwesen - 08.45 Uhr
Das Siegener Mobilitätskonzept im Licht des Projekts ‚ Siegen. Wissen verbindet
Henrik Schumann, Stadtbaurat der Stadt Siegen - 09.20 Uhr
Eine Kommune macht sich auf den Weg
Projekte für nachhaltige Mobilität in der Gemeinde Burbach
Samuel Reuter, Klimaschutzmanager der Gemeinde Burbach - 09.55 Uhr
Mobilität und Verkehrsplanung
Prof´in Dr.-Ing. Kerstin Lemke, Department Bauingenieurwesen - 10.40 Uhr
Pause - 11.10 Uhr
Preisverleihung Förderverein
Dipl.-Ing. Thomas Drössler, 2. Vorsitzender des Fördervereins
Prof. Dr.-Ing. Horst Görg, Department Bauingenieurwesen - 11.25 Uhr
Verabschiedung des Vorstandes
Dipl.-Ing. Architekt Dietmar Winkel, 1. Vorsitzende des Fördervereins
Dipl.-Ing. Thomas Drössler, 2. Vorsitzender des Fördervereins - 11.40 Uhr
Mobiltätskonzepte für Stadtquartiere
Steffen Wörsdörfer, Städtebau + Stadtplanung Machleidt GmbH, Berlin - 12.15 Uhr
Stadt Boulevard Siegen – Vortrag und Ausstellung
Prof. Dr.-Ing. Thorsten Erl, Department Architektur - 13.00 Uhr
Gemeinsames Mittagessen / Imbiss
Die Veranstaltung erfüllt die Fortbildungsvoraussetzungen der Ingenieurkammer-Bau NRW und Hessen sowie der Architekenkammer NRW.
Veranstaltungsort:
Universität Siegen • Paul-Bonatz-Straße 9-11 • 57076 Siegen • Raum PB I 001
Anmeldung bis Dienstag, den 19. April 2022
Kosten: 30,- €
(kostenfrei für Mitglieder des Fördervereins und Studierende der Uni Siegen)
Anmeldung und Zahlung erfolgt unter:
https://eveeno.com/162574078
Auskunft:
+49 271 740-2110 / 2126 oder info@bautag.org
Aktualisiert um 8:30 am 16. März 2022 von Thomas Reppel
IHK-Preis: Nachwuchswissenschaftler:innen ausgezeichnet
Mit dem IHK-Preis wurden gerade besonders hochwertige universitäre Abschlussarbeiten prämiert.
„Das Niveau der Werke, die wir heute prämieren, ist wirklich beeindruckend“, würdigte IHK-Präsident Felix G. Hensel die Leistungen zweier heimischer Nachwuchswissenschaftler, die im Zuge einer kleinen Feierstunde in der Kammer den „IHK-Preis“ entgegennehmen durften. Die 36. Auflage der Auszeichnung würdigte einmal mehr besonders hochwertige universitäre Abschlussarbeiten.
Der mit 2.500 € dotierte Preis für die beste Dissertation geht in diesem Jahr and Dr.-Ing. Elias Perras. Er befasste sich mit der Entwicklung und Anwendung eines virtuellen Mehrzwecklabors zur Untersuchung und Optimierung multifunktionaler Wandstrukturen und schloss mit „Summa cum laude“ ab. Ausgangspunkt seiner Arbeit sind die ständig wachsenden Anforderungen an energieeffizientes und umweltfreundliches Bauen in den vergangenen Jahren. Während sich die klassische Aufgabenstellung der Baustatik und Baudynamik hauptsächlich auf die Tragfähigkeit und Standsicherheit eines Bauteils oder Bauwerks konzentriert, müssen heutzutage auch andere Faktoren, insbesondere die bauphysikalischen Eigenschaften des Tragwerks, bei dem Entwurf und der Anwendung berücksichtigt werden. Elias Perras schrieb seine durch Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. mult. Chuanzeng Zhang betreute Dissertation am Lehrstuhl für Baustatik im Department Bauingenieurwesen der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität Siegen. Er nutzte analytische bzw. semi-analytische Lösungsansätze und eine numerische Methode auf der Grundlage der Spektral-Elemente-Methode (SEM) als Simulationswerkzeuge im virtuellen Mehrzwecklabor und wandte diese an. Das von ihm entwickelte Labor und die erzielten Ergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag zur Konstruktion, Optimierung und Anwendung multifunktionaler Wandstrukturen im Bauwesen – und dadurch auch zum energieeffizienten und klimaschutzfreundlichen Bauen. Die Dissertation stieß bei vielen Jurymitgliedern auf ein tiefergehendes Interesse.
Genauso bemerkenswert: die mit der Note 1,0 bewertete Masterarbeit von Dominique Schneider. Die junge Wissenschaftlerin hatte sich mit dem Aufbau eines Fuzzy-Controllers für den Rotationszugbiegeprozess zur Verhinderung der Faltenbildung auseinandergesetzt. Für ihre Leistung erhielt sie in der Kategorie der Masterarbeiten den IHK-Preis und eine finanzielle Würdigung in Höhe von 1.500 €. Dominique Schneider hat ihre durch Univ.-Prof. Dr.-Ing. Bernd Engel und M. Eng. Linda Borchmann betreute Abschlussarbeit im Studiengang Maschinenbau in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Umformtechnik als Teil des PROTECH-Instituts der Universität Siegen verfasst. Ihre Forschungsinhalte fanden deutlichen Anklang bei Firmen in Siegen-Wittgenstein, mit denen bereits Umsetzungs- und Adaptionsvorhaben angestoßen wurden. Eine der am schwierigsten vorhersagbaren Problemkonstellationen, die Faltenbildung beim Biegen von Rohren, wurde von Dominique Schneider analysiert und kann heute durch ein geregeltes Zustellen der Werkzeugachse bereits während des Prozesses verhindert werden. In die Werkzeuge integrierte Messsysteme wurden verglichen und praktisch erprobt. Dazu gehört ein Laser-Liniensensor, der zum ersten Mal zur Erfassung einer Rohrkontur in einen Biegeprozess integriert wurde. Die Messsysteme ermöglichen eine frühe Faltendetektion. Mit ihren innovativen Ideen hat Dominique Schneider Inhalte für eine in der Wissenschaft neue Applikation der Prozessregelung auf den Rotationszugbiegeprozess geliefert. Die Preisträgerin ist mittlerweile für ein Unternehmen im Sauerland tätig und bringt dort ihre Expertise ein.
Felix G. Hensel und IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener überreichten die von der Kammer gestifteten Preise persönlich. Es sei ein wesentliches Anliegen der IHK, die Arbeit an der Universität Siegen zu unterstützen, verdeutlichte Hensel – über die Preisverleihung, aber zum Beispiel auch in den Fördervereinen, in Forschungseinrichtungen oder über das IHK-eigene Promotionsstipendien-Programm. „Der Wissenstransfer von der Hochschule in die Firmen ist von ganz wesentlicher Bedeutung. Je intensiver er gelebt wird, desto besser kann die Uni ihre Schrittmacherfunktion für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Region wahrnehmen“, unterstrich Klaus Gräbener.
Aktualisiert um 10:57 am 2. März 2022 von Thomas Reppel